Benjamin Loy

Philologie – Kritik – Übersetzung

Projekte

Aktuelle Tagungsprojekte/Sektionen

Sektion

XLIV Congreso Internacional del IILI (Instituto internacional de literatura latinoamericana)

Atenas (5-8 de julio 2023)

Mesa: Estéticas del autoritarismo latinoamericano

Organizadores: Carl Fischer (Fordham University) / Benjamin Loy (University of Vienna)

Sektion
XXIII. Deutschen Hispanistentag
(Graz, 22-25 de febrero 2023)

Existencias contaminadas: escenarios e interfaces ecosistémicos del Antropoceno en América Latina

Organización: Rike Bolte (Barranquilla), Hermann Doetsch (Múnich), Benjamin Loy (Viena) y Susanne Schlünder (Osnabrück)

Descripción de la sección

Bürgerschrecken! Antibürgerliche Ästhetiken
und Diskurse in der Romania (1870-1939)

Universität Wien – 7.-9. April 2021

Organisation und Konzept: Teresa Hiergeist & Benjamin Loy

Der Begriff und die Idee des „Bürgerlichen“ sind im Kontext gegenwärtiger gesellschaftlicher und politischer Polarisierungen einmal mehr zum Gegenstand kontroverser Debatten geworden. Insbesondere die Wiederkehr bestimmter antibürgerlicher Positionen erinnert in diesem Zusammenhang an die historischen Konstellationen der Moderne, innerhalb derer sich die bürgerliche Gesellschaft bekanntlich gegenüber zwei prinzipiellen Konkurrenz-Imaginarien des Sozialen herausbildet: der klassenlosen Gesellschaft von links und der autoritären Gesellschaft von rechts. Vor diesem Hintergrund will die Tagung mit einem Fokus auf den französisch-, spanisch- und italienischsprachigen Literaturen und Kulturen antibürgerliche Ästhetiken und Diskurse in der Romania sowie die ideen- und theoriegeschichtlichen Dimensionen erschließen, die in der Moderne an das Konstrukt des „Bürgers“ und seiner Kritik geknüpft sind.


Aktuelle und vergangene Forschungsprojekte

1. Literatur als Verhandlungsraum sozialer Ordnungsformen:

In einer ganzen Reihe von Arbeiten habe ich mich mit literarischen Texten (und auch Filmen) auseinandergesetzt, anhand derer sich Verhandlungen bestimmter Vorstellungen von gesellschaftlicher Ordnung diskutieren lassen. Dies betrifft insbesondere meine Aktivitäten als Mitglied im interdisziplinären DFG-Netzwerk Paragesellschaften (2018-2021), das sich der Untersuchung paralleler und alternativer Sozialformationen in den Gegenwartskulturen und -literaturen widmet und damit ganz explizit auf eine neue Dringlichkeit der Frage nach Modellen und Visionen gesellschaftlichen Zusammenlebens reagiert. In diesem Zusammenhang habe ich mich einerseits etwa mit essayistischen Texten sog. „reaktionärer“ Gegenwartsautoren in Frankreich und ihrer Kritik an sozialen Transformationsprozessen auseinandergesetzt; andererseits habe ich mich zugleich mit den historischen Genealogien des Begriffs „Gesellschaft“ und dem spezifischen Anteil der (vor allem europäischen) Literaturen der Moderne an den Aushandlungen von Imaginarien über ihre immer wieder neu zu bestimmende Form beschäftigt.

In einem etwas spezifischeren Kontext verortet, fallen auch meine Arbeiten zu literarischen und filmischen Verhandlungen sozialer Ordnung in post-diktatorischen sowie gewaltgeprägten Gesellschaften der Gegenwart in Lateinamerika (v.a. Chile/Argentinien und Mexiko) unter diesen Fokus, wobei ich insbesondere hier über eine Verschränkung von soziologischen, juristischen und ästhetischen Diskursen geforscht habe.

Organisierte Tagungen und Sektionen:

  • Tagung Imaginationen des Sozialen. Narrative Verhandlungen zwischen Integration und Divergenz (1750-1945), Universität zu Köln, 12.-14.12.2018 (mit Simona Oberto und Paul Strohmaier
  • Sektion „Parallelgesellschaften. Instrumentalisierungen und Inszenierungen in Politik, Kultur und Literatur“, XXXV. Romanistentag, Universität Zürich, 08.-11.10.2017 (mit Teresa Hiergeist und Martin Biersack)



2. Weltliteratur als Zirkulationsphänomen von Texten:

In meiner Dissertation zum Werk des chilenischen Autors Roberto Bolaño, der als erster Klassiker der Weltliteratur des 21. Jahrhunderts gilt, habe ich die international erste systematische Analyse des Gesamtwerks des Schriftstellers im Hinblick auf die dort verhandelten intertextuellen Bezüge vorgelegt. Das umfangreiche Korpus umfasste dabei sowohl einen „romanistischen Kanon“ in Gestalt von Autorinnen und Autoren von Luis de Góngora, Sor Juana Inés de la Cruz und Blaise Pascal über Charles Baudelaire, Joris-Karl Huysmans und die historischen Avantgarden bis hin zu Jorge Luis Borges, Pablo Neruda und Georges Perec, als auch komparatistisch weiter ausgreifende Analysen von Intertext-Beziehungen Bolaños, etwa zu Werken von Ernst Jünger, Walter Benjamin, William Carlos Williams, Bruno Schulz oder J.M. Coetzee.

Bedeutete „Weltliteratur“ in diesem Zusammenhang vor allem die philologisch und historisch informierte Untersuchung einer bestimmten Ästhetik, habe ich seit 2015 im Zusammenhang mit meinen Arbeiten als wissenschaftlicher Koordinator des von Prof. Dr. Gesine Müller an der Universität zu Köln geleiteten ERC Consolidator Grant „Reading Global. Constructions of World Literature and Latin America“ (2015-2020) vor allem die materiellen Dimensionen und Akteure innerhalb der globalen Zirkulation von Texten untersucht.

Organisierte Tagungen und Sektionen:

  • Internationale Tagung: Postglobal Aesthetics: 21st Century Latin American Literatures and Cultures, Universität zu Köln, 29.-30.06.2021 (mit Gesine Müller)
  • Internationale Tagung: World Editors. Dynamics of Global Publishing and the Latin American Case between the Archive and the Digital Age, Schloss Herrenhausen/Hannover, 01.-03.07.2019 (mit Gesine Müller und Gustavo Guerrero)
  • Sektion „Literaturas latinoamericanas (mundiales) en traducción“, XXXVI International Congress of the Latin American Studies Association, Barcelona, 23.-26.05.2018
  • Internationale Tagung Re-Mapping World Literature. Estéticas, mercados y epistemologías entre América Latina y el Sur Global, Universität zu Köln, 31.01.-01.02.2017 (mit Gesine Müller und Jorge Locane)
  • Ringvorlesung Centro Latinoamericano de Colonia der Uni Köln: Lateinamerika in der Welt – Wissen, Künste, Medien, Sommersemester 2016 (mit Gesine Müller und Jorge Locane)
  • Sektion „De qué se reía Roberto Bolaño?“, 50th anniversary conference of the UK Society of Latin American Studies, University of London, 4.4.2014 (mit Franco Pesce und Kristina Pla Fernández)


Zukunft der Philologien und der Romanistik:

Die Frage nach dem wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Selbstverständnis ist in den vergangenen Jahren sowohl innerhalb der Romanistik, hinsichtlich der Literaturwissenschaft allgemein, als auch mit Bezug auf die Geisteswissenschaften im Ganzen gestellt worden. Diverse Prozesse inner- und außerhalb des wissenschaftlichen Feldes haben – spätestens seit dem Beginn der aktuellen Phase beschleunigter Globalisierung – für eine fundamentale Veränderung der Bedingungen und Möglichkeiten einer weltweiten und zunehmend multipolaren Wissensproduktion und –rezeption gesorgt. Innerhalb dieser sieht sich auch und gerade die Romanistik nachdrücklich mit der Notwendigkeit konfrontiert, über die eigene Verfasstheit zu reflektieren. Wenngleich in Bezug auf diese Problematik in den vergangenen rund fünfzehn Jahren bereits diverse Debatten geführt und Positionen entwickelt wurden, scheint dieser Prozess noch keineswegs abgeschlossen, weshalb mich Fragen nach der Rolle der Philologien und der Romanistik im Besonderen seit Beginn meiner Forschungstätigkeit besonders umtreiben.

In diesem Zusammenhang habe ich u.a. eine vom Deutschen Romanistenverband geförderte Sommerschule mit den Kolleginnen und Kollegen mit Johanna Abel, Julian Drews, Anne Kern, Tobias Kraft und Marie-Therese Mäder aus Potsdam und Halle (Universität Potsdam, 26.-30.8.2014) organisiert, deren Ergebnisse unter Romanistik in Bewegung und insbesondere in dem gleichnamigen, 2017 bei Kadmos erschienenen Band nachzulesen sind.