
Tagung
Langsames Sehen: Wahrnehmungsdispositive der Entschleunigung
28.-29. Juni 2023
Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz
Konzeption und Organisation:
Kristina Köhler (Köln), Benjamin Loy (Wien), Marlene Meuer (Lüneburg), Christian Rößner (Linz) und Lena Wetenkamp (Trier)
AG Geschichte(n) des Sehens der Jungen Akademie | Mainz
Die Tagung widmet sich aus interdisziplinärer Perspektive Theorien und Praktiken, Ästhetiken und Philosophien der Langsamkeit und Entschleunigung in ihrem Verhältnis zum Sehen. Dabei liegt der Fokus auf Phänomenen und Formen eines ‚langsamen Sehens‘, das mindestens auf zweierlei Weise verstanden werden kann: zum einen als ein (über)konzentriertes, fixierendes Sehen, das bewusst auf einen Gegenstand schaut, um diesen zu erfassen; zum anderen als müdes, überfordertes oder ästhetisch distanziertes Sehen, welches stärker auf Sinneseindrücke – Farben, Formen, Strukturen – eingestellt ist.
Wovon grenzt sich langsames Sehen eigentlich ab? Wo knüpft es an verwandte Konzepte wie Kontemplation, Muße, Langeweile oder Erschöpfung an? Wie und wo werden Phänomene eines langsamen Sehens chronopolitisch funktionalisiert? Und: Welche klassen- und genderspezifischen Argumente sind in diesen Funktionalisierungen am Werk?
Diesen und weiteren Fragen gehen Vortragende aus Philosophie, Kunstgeschichte, Literatur-wissenschaft, Tanzwissenschaft, Film- und Medienwissenschaft nach. Dabei interessiert einerseits, wie langsames Sehen in den jeweiligen Disziplinen konzeptualisiert wird, andererseits welche konkreten formalästhetischen Ausprägungen sich in künstlerischen, literarischen und filmischen Darstellungen beobachten lassen.
Die Veranstaltung wird von der AG Geschichte(n) des Sehens der Jungen Akademie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz organisiert.
Programm (Flyer)
Mittwoch, 28. Juni 2023
14:00h Einführung und Begrüßung
14:15h Ralf Konersmann (Kiel): TEMPO DES AUGES. Die Landschaft als Schule des Sehens
Moderation: Christian Rößner
15:00h Kaffeepause
15:30h
Lena Wetenkamp (Trier): Verzögerte Wahr- nehmung. Sehen und Erkennen in Adalbert
Stifters »Der Hagestolz«
Mathias Mayer (Augsburg):
Der langsame Pfeil des Aphorismus
Moderation: Marlene Meuer
17:00h Kaffeepause
17:30h
Fabian Goppelsröder (Braunschweig):
Zwischen Wachen und Schlafen. Der müde Blick und die Sensibilität gedehnter Sinne
Benjamin Loy (Wien): »Prendre son temps« – zur Poetik des ›langsamen Sehens‹ im Werk Georges Perecs
Moderation: Kristina Köhler
Donnerstag, 29. Juni 2023
9:00h
Kristina Köhler (Köln): Schwebezustände. Zeitlupe und verlangsamtes Sehen um 1900
Christian Spies (Köln): Zeitloses Sehen? Zur Bilderfahrung in der konzeptuellen Malerei der 1960er Jahre
Moderation: Lena Wetenkamp
10:30h Kaffeepause
11:00h
Tanja Prokic (München): slow, deep, fluid – Aufmerksamkeitsökologie als Neues Sehen
Marlene Meuer (Lüneburg): Ästhetische
Überforderung und konzentrierte Wiederholung. Rezeptionsästhetische Grenzgänge in der Postdigitalen Medienkunst
Moderation: Jonas Hock
12:30h Mittagspause
13:30h
Mariama Diagne (Berlin): slow dancing as protest. Zur Rezeption choreografischer Mikrobewegungen der Entschleunigung in Performances zeitgenössischer Tanzschaffender
Lutz Koepnick (Nashville): Eis-Zeiten:
Langsames Sehen und Klimawandel
Moderation: Benjamin Loy
15:00h Kaffeepause
15:15h Schlussrunde
16:00h Ende